„Orpheus“ oder „Lieder der Asche“


I

Seit Anbeginn und aller Zeit,
Der Künstler steht's zum Drama neigt.
Ob in dem Spiel oder dem Leben,
Des Künstlers Träume Netze weben.

Der Dichter im Grase sitzt und schreibt,
Seit immer schon zum Drama neigt.
Ob in dem Spiel oder dem Leben,
Des Dichters Träume Netze weben.

Die Feder ruht, das Fässchen schweigt,
Der Künstler ohne Muse zum Stillstand neigt,
So gibt's kein Spiel ohne das Leben.

Der Hades nach der Nymphe greift,
Der geflügelte Gott sie in Persephones Hallen schleift,
Um der Parzen Sprüche Erfüllung zu geben,
Die wie Spinnen ihre Netze weben.

II

Vom Erdengrund das Lautenspiel,
Dem die Götter lauschten,
Verstummte als die Nymphe fiel.

Der Bogen gebrochen, die Saite gesprungen,
Das Leid, an dem sich die Götter berauschen:
Eurydike schrie notgedrungen.

Von Trauer gebrochen, von Schmerzen zerstört,
Stoppt des Dichters Tanz brutal.
Die leidenslust'gen Götter sind betört.

Am Hofe des Hades Demeters Tochter regiert.
Und gibt dem Dichter eine Wahl,
Denn der Künstler nichts mehr als die Nymphe begiert.

Und so tritt seine Reise an .

III

Das Tor zur Hölle - welch mystisch Gebild'
Den Dichter verschlingt, die Dämonen sind wild.
Die eisernen Treppen im Hadesgestein,
 Lassen Orpheus wissen - hier darf er nicht sein.

Geblendet von Elyssions Licht,
Man hofft er wüsst's besser - doch Orpheus tut's nicht.
Gefallene Helden reden ihm ein,
Eurydike würde hier glücklicher sein.

Doch schließt er die Augen, sein Verstand flackert auf,
Orpheus der Denker lässt seinem Kopf freien Lauf,
Zwei Seiten sich bäumen auf vor ihm,
Was Wahrheit, was Lüge - es unsicher schien.

Doch schlussendlich fasst er sich Mut,
Stürzt sich kopfüber in Asphodels Glut,
Marschiert vor die Tore Persephones Hallen,
Lässt dort sein liebliches Stimmlein erschallen.

Beim Werben um des Königspaars Gunst,
Nutzt der Dichter seine Kenntnis der Kunst,
Er weiß, wie man die Götter betört,
Und dadurch des Hades Abläufe stört.

Der Geist obsiegt,
Orpheus jubelt schrill,
Als das Königspaar sie gehn' lassen will.

Doch als des Künstlers Herz noch hüpft,
 Er merkt, dass es ist an eine Bedingung geknüpft.


IV

Der Aufstieg steil und brennend heiß,
Das Künstlerpaar um die Abmachung weiß.
Der Blick nach vorn, bloß nie zurück,
Sonst wird sie wahr, des Teufels Tück'.

Der Höllenschlund dem Horizont reicht,
Elysions Feld der Ewigkeit gleicht.
Mit geschlossenen Augen und starrem Blick,
Wollen sie fliehen nach Hause - zurück.

Die letzten Meter angenaht,
Elysion im Rücken lag,
Doch geht ein jeder Schritt
Gegen der Parzen grausig Stück.

V

Die Parzen, die Moiren, ihr Schicksalsschlag,
Das frohe Ende den Lebenden greifbar lag,
Ein Stein am Boden - der Parzen Rache,
Ein Schrei in den Ohren ließ Orpheus erwachen.

Besorgt und erschrocken blickt er zur Frau,
Ein Donnerschlag bezeugt der Unterwelt Schau.
Die Nymphe verschwindet im Nebelschein,
Orpheus soll für immer alleine sein.

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